SABCS 2022

DorisNeues vom San Antonio Breast Cancer Symposium, dem weltweit größten Brustkrebskongress (USA)

von Doris C. Schmitt

Doris C. Schmitt war im Dezember 2022 wieder live in San Antonio, Texas. Das San Antonio Breast Cancer Symposium ist der größte und weltweit bedeutendste Brustkrebskongress. Aus über 90 Ländern kommen die Teilnehmer, um sich über die neuesten Studiendaten für die Behandlung von Brustkrebs zu informieren. Vor allem für das metastasierte Mammakarzinom gibt es hoffnungsvolle Therapiemöglichkeiten. Aber auch der frühe Brustkrebs kann heute noch besser behandelt werden. Hier nun einige interessante Studienergebnisse. Ein ausführlicher Bericht folgt in unserem nächsten Newsletter 2023.

 

Der Hormonrezeptor-positive Brustkrebs

+SOFT-Studie – Der Gentest BCI (Breast-Cancer-Index) zeigt, welche Patientinnen von einer Unterdrückung der Eierstockfunktion (ovarielle Suppression) profitieren können.
Nach einem Follow-up von 12 Jahren hatten prämenopausale Frauen mit einem hohen BCI ein um 98% höheres Rezidivrisiko als Patientinnen mit einem niedrigen Wert. Noch ist dieser Test nicht validiert, könnte aber zukünftig die Therapieentscheidung unterstützen, nur den Patientinnen die Behandlung anzubieten, die auch wirklich davon profitieren.

+CAPitello-291-Studie – Die Kombination von Capivasertib und Fulvestrant verbessert das progressionsfreie Überleben (PFS) bei fortgeschrittenem Brustkrebs.
Patientinnen, die nicht auf die Behandlung mit einem Aromatasehemmer ansprachen, hatten einen deutlichen Vorteil von der Kombination gegenüber der alleinigen Gabe von Fulvestrant.

+RIGHT Choice – Prospektive Phase-2-Studie zum Vergleich des CDK4/6 Inhibitors Ribociclib (Kisquali) plus endokriner Therapie mit einem Aromatasehemmer (Letrozol oder Anastrozol) plus Goserelin versus Kombinationschemotherapie bei aggressiven Tumoren:
Prä- oder perimenopausale Patientinnen mit einem metastasierten Hormonrezeptor-positiven (HR+) und HER2-negativen (HER2-)Mammakarzinom hatten einen deutlichen Vorteil mit Ribociclib plus endokriner Therapie (ET) gegenüber der Kombichemotherapie auch bei aggressiver und lebensbedrohlicher fortgeschrittener Erkrankung.

+STIC-CTC-Studie – Die erste Studie, die den Nutzen zirkulierender Tumorzellen (CTC) als Biomarker in der Therapieentscheidung belegt.
Durch die Bestimmung der ctDNA kann bei Frauen mit einem metastasierten, Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Brustkrebs vor der Operation entschieden werden, ob eine Chemotherapie oder eine endokrine Behandlung sinnvoll ist.

 

Der HER2-positive Brustkrebs – HER2-low und HER2+++

+TRIO-US B-12-TALENT – Eine Phase-2-Studie zum neoadjuvanten Einsatz (vor der Operation) von Trastuzumab-Deruxtecan (Enhertu).
Zum ersten Mal wurde über den Einsatz des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats T-DXd vor einer Operation bei Patientinnen berichtet, deren Tumor Hormonrezeptor-positiv und HER2-low war. Die Daten könnten die Grundlage für den Einsatz von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten in zukünftigen Studien sein.

+DESTINY-Breast02 – Randomisierte offene, multizentrische Studie mit progredientem metastasiertem Brustkrebs (mBC) nach Vorbehandlung mit Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) Therapie.
Die Studie bestätigt die frühen Ergebnisse aus DESTINY-Breast 01 bei HER2+ Brustkrebs. Sie konnte eine hohe Wirksamkeit von Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) in allen Subgruppen mit verbessertem progressionfreien (PFS) und Gesamtüberleben (OS) gegenüber der Behandlung nach Wahl des Arztes (TPC) mit Trastuzumab/Capecitabin oder Lapatinib/Capecitabin zeigen.

+DESTINY-Breast03 – Eine aktualisierte Analyse nach einem Follow-up von 28 Monaten bestätigt den Effekt auf das progressionsfreie Überleben.
Patientinnen mit HER2-positivem inoperablem oder metastasiertem Brustkrebs nach Vorbehandlung mit Trastuzumab und Chemotherape erhielten entweder T-DXd oder T-DM1. Die Analyse zeigte, dass die mit T-DXd behandelten Patientinnen im Durchschnitt viermal länger lebten. Hinsichtlich der unerwünschten Nebenwirkungen traten wie bei DESTINY-Breast02 unter T-DXd mehr interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis auf.